Traunreuter Realschüler reisen nach Polen
Warschau – Historische Altstadt, moderne Skyline, grüne Oase, kulturelle und kulinarische Vielfalt, Reiseziel der Erasmus+ Gruppe der Walter-Mohr-Realschule Traunreut. 8 Schülerinnen und Schüler besuchten für fünf Tage gemeinsam mit ihren beiden Lehrkräften, Veronika Hagenauer und Pedro May, Ihre Partnerschule LXIX Liceum Ogólnokształcąc in der polnischen Hauptstadt. Bereits vor acht Jahren fand mit dieser Schule schon ein von der EU geförderter Schüleraustausch statt. Da sich das europäische Projekt aktuell mit dem Thema „Nahrungsmittel“ beschäftigt, standen insbesondere Besichtigungen von Lebensmittelbetrieben auf dem Programm.
Nachdem die deutsche Reisegruppe am Chopin-Flughafen ankam, wurden sie herzlich von den polnischen Austauschschülern und betreuenden Lehrkräften empfangen. In den Wochen zuvor tauschten sich die Jugendlichen auf Englisch per WhatsApp aus, um sich vorab etwas kennen zu lernen. Umso größer war nun die Freude, sich endlich „in echt“ zu begegnen. Für die Traunreuter Lehrer Veronika Hagenauer und Pedro May war das Überreichen von Geschenken an die Schulleitung mit typisch bayerischem Bezug ein besonders herzlicher Moment.
Damit sich die deutschen Gäste einen Überblick von der Hauptstadt verschaffen können, fuhren die polnischen Schüler_innen mit ihnen in das moderne Stadtzentrum, um den Kultur- und Wissenschaftspalast zu besichtigen. Dieser ist mit seinen 42 Stockwerken und einer Höhe von 230 Metern das zweithöchste Gebäude Polens und bot den Jugendlichen einen atemberaubenden Blick über die Hauptstadt. Sichtlich beeindruck waren die deutschen Gäste von der modernen Skyline und der Größe Warschaus: „Wow, die Stadt ist ja riesig! Bestimmt zehnmal so groß wie Traunreut!“, staunte Sophie Weingardt.
Am nächsten Tag führten die polnischen Schüler ihre deutschen Gäste durch ihre Schule. Aufgrund der zahlreichen Sitzmöglichkeiten in den Gängen fühlten sich die deutschen Jugendlichen sofort wohl. „Cool ist auch der Chill-Room mit den Hängesesseln sowie das gut ausgestattete Gym!“, sind sich Markus Lahr und Manuel Pfaller einig, sodass diese sogleich ausprobiert wurden. Da an der Schule auch Deutsch unterrichtet wird, nahmen die Schüler der Walter-Mohr-Realschule an einer solchen Unterrichtsstunde teil. Gemeinsam tauschten sie sich auf Deutsch über sich, ihre Hobbys sowie typische deutsche Speisen aus. Nachmittags wurde der Präsidentenpalast mit seinen repräsentativen Räumlichkeiten besucht. Bei der englischsprachigen Führung lernten die Schüler Wissenswertes über die Geschichte Polens, wie zum Beispiel die Ereignisse am Runden Tisch, an welchem im Juni 1989 die ersten demokratischen Wahlen im Ostblock stattfanden. Dieser steht auch heute noch immer in einem der Räume und kann durch eine Glaswand besichtigt werden. Zudem erfuhren die Jugendlichen, dass in diesem Palast vor 205 Jahren der erst siebenjährige Fréderéc Chopin sein erstes öffentliches Konzert spielte. Im Anschluss schlenderte die deutsch-polnische Gruppe bei einer Stadtführung durch die wunderschöne farbenfrohe, malerische Altstadt, die sich durch nostalgische Straßenlaternen, gewölbte Torbögen, bunten Häuserfassaden und gepflasterten Straßen kennzeichnet. „Diese wurde originalgetreu nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe“, erklärte der Stadtführer den deutschen Gästen auf Englisch, „Die Warschauer Altstadt ist die jüngste in Europa; doch man sieht es ihr nicht an.“
Die nächsten Tage stand ganz unter dem Zeichen des Projektthemas „Nahrungsmittelproduktion“. So wurde ein Bauernhof besichtigt, auf dem 600 Schweine gehalten sowie Lein- und Rapsöl hergestellt wird. Auf den eigenen 160 Hektar großen Ackern werden Futtermittel für die Tiere sowie Raps und Lein angebaut. Letzteres werden in den hofeigenen vier Mühlen gepresst. Das Öl wird schließlich in Flaschen abgefüllt und an umliegende Gastronomien verkauft. Die „Abfallprodukte“, die gepressten Samen, werden getrocknet und aufgrund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe als Kraftfutter an Tiere verfüttert. Um die Lebensmittel mit allen Sinnen zu spüren, durften die Schüler im Anschluss an die Hofbesichtigung Brot in Lein- und Rapsöl tunken und probieren. „Das Rapsöl schmeckt etwas herber als Leinöl“, stellt Franziska Scheidhamer fest, „Aber es schmeckt sehr gut!“
Tags darauf nahmen die Gastschüler am Englischunterricht ihrer Austauschschüler teil. Anschließend wurde der Schokoladen-Hersteller E. Wedel besucht. Das Unternehmen wurde 1851 in Warschau von dem deutschen Einwanderer Karl Wedel gegründet. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Unternehmen zu einem der beliebtesten Schokoladenhersteller Polens, da der Name Wedel für hohe Qualität steht. Anhand einer Präsentation erfuhren die Schüler_innen, wie Schokolade hergestellt wird. Im Anschluss genossen sie eine Tasse heiße Schokolade und verzierten ein Schokoladentörtchen. Dies war ein krönender und Abschluss der Erasmus+ Reise nach Warschau. Schließlich mussten sich am Freitag alle von den neu gewonnen Freunden verabschieden. Dies fiel allen sichtlich schwer, da sie im fremden Nachbarland große Gastfreundschaft erlebten und sich sehr wohl in den Gastfamilien fühlten. Die Trennung ist aber nicht von langer Dauer, denn im April 2024 ist der Gegenbesuch geplant. Dann werden die Schülerinnen und Schüler der Realschule Traunreut den Gästen stolz ihre bayerische Heimat zeigen.