Mit einer Vortragsreihe startete Traunreut in das 75-jährige Gemeindejubiläum. Vor den großen Feierlichkeiten im Sommer werden verschiedene geschichtliche Stationen des 20. Jahrhunderts von Experten beleuchtet.
„Der Leiter unseres Archivs, Valentin Haase, hat mit Johannes Danner ein tolles Programm mit hochinteressanten Referenten auf die Beine gestellt und ich freue mich, dass unser Traunreuter Weg einmal so beleuchtet wird,“ so Erster Bürgermeister Hans Peter Dangschat zu den Vorträgen.
Die Reihe begann am 13. März mit einem Vortrag von Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der LMU München zum Thema Migration in die Bundesrepublik. „Wir konnten einen herausragenden, zeitgenössischen Intellektuellen zu diesem brennenden Thema gewinnen. Armin Nassehi ist Mitglied in allen wichtigen Zirkeln der Bundesrepublik: Leopoldina, deutscher und bayrischer Ethikrat, um nur einige zu nennen,“ so Hans Danner. „Er gilt als Vordenker aktueller politischer und gesellschaftlicher Fragen, u.a. als Gastautor der Welt, Zeit und FAZ und sein aktuelles Buch Kritik der großen Geste ist mittlerweile in der dritten Auflage.“
Am 27. März berichtete Verona Redwitz über ihre Erfahrungen als Gastarbeiterin in Traunreut. Gerade diese Erfahrungen sind immer noch ein Stiefkind der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts. Umso wertvoller sind die persönlichen Geschichten und Anekdoten. Verona Redwitz, die ihre Kindheit und Jugend in ihrem Buch Das Getreidesieb beschreibt, kam Anfang der 70er Jahre aus Kroatien nach Traunreut und wohnt heute noch im Stadtgebiet.
Am Donnerstag, den 24.4. um 18 Uhr wird die Reihe mit einer Kirchenführung und anschließendem Vortrag über den Architekten der katholischen Kirche „Zum heiligsten Erlöser“ Hans Döllgast im Pfarrsaal fortgesetzt. Der Architekt Franz Peter, Mitglied der Döllgastfreunde, ist ein ausgewiesener Experte der Kirchenbauten von Hans Döllgast und erklärt die architektonischen Besonderheiten. Für diejenigen, die interessiert, was die Architektur von Hans Döllgast mit dem alten Rom zu tun hat, ist diese Führung mit anschließendem Vortrag ein Pflichttermin. Treffpunkt ist um 18 Uhr vor der Kirche, damit man die Kirche bei Tageslicht besser besichtigen kann. Dieser und der nächste Vortrag sind Kooperationsveranstaltungen mit den diesjährigen Chiemgauer Kulturtagen, die das Thema Kunst im Freien aufgreifen.
Den letzten Vortrag der Reihe hält Hans Danner zum Thema „Moderne hat bei uns Tradition – Traunreut ein herausragendes Baudenkmal?“ Schließlich gibt es in Traunreut auch mit DASMAXIMUM ein Museum, dass die Moderne in der bildenden Kunst hervorragend repräsentiert. „Man kann in Traunreut die Städtebauideen der Nachkriegszeit gut nachvollziehen. Mehrere Fragen sollen in meinem Vortrag beantwortet werden,“ so Hans Danner: „Wie unterscheidet sich die Anlage der Stadt Traunreut vom alten Städtebau? Inwieweit wurde die Idee der gegliederten und aufgelockerten Stadt umgesetzt? Hat sich die Moderne bewährt?“ Das und mehr sind die Fragestellungen des Vortrags am Donnerstag, den 8.5. um 19 Uhr im Heimathaus.
Abgeschlossen wird die Reihe mit einem Tag der offenen Tür am Sonntag, den 25.5. im Museumsdepot der Stadt in Traunwalchen. Das alte Feuerwehrhaus öffnet dann seine Türen. Besucher können sich ein Bild davonmachen, wie dort die gesammelten Sachgegenstände der Stadt konserviert und aufbewahrt werden.
Neben den Vorträgen am Donnerstag stellt das Stadtarchiv Fotografien der Munitionsanlage St. Georgen aus dem Jahr 1946 aus. Sie stammen aus einem Militärarchiv und sind zum ersten Mal so zu sehen. Die Ausstellung kann man von der Osterwoche bis zu den Sommerferien (16.04. bis 30.07) im k1 besichtigen.
Zur Vortragsreihe nochmal Hans-Peter Dangschat: „Traunreut ist einfach eine besondere Stadt. An verschiedenen Orten der Stadt werden hochinteressante geschichtliche Aspekte behandelt, bei denen für jeden etwas dabei ist.“